INDUSTRIE 4.0 – EINE REVOLUTION IN VIER SCHRITTEN
Die Industrialisierung hielt mit dem mechanischen Webstuhl und der Erfindung der ersten Dampfmaschine Einzug. Diesen Entwicklungsschritt 1784 bezeichnet man auch als erste industrielle Revolution. Sie gab der Industrialisierung den entscheidenden Schub. In den Fabriken war man plötzlich weniger abhängig von menschlicher Muskelkraft. Mechanische Produktionsanlagen fertigten Produkte effizienter und in noch nie da gewesenem Umfang schneller und in größerer Stückzahl als bisher. Auf diesen Entwicklungsschritt folgten in folgenden Jahrhunderten weitere revolutionierende Innovationssprünge. So wurde um 19hundert die erste Fließbandfertigung mit Hilfe elektrischer Energie eingeführt. Darauf folgte um 1969 die dritte industrielle Revolution, ermöglicht durch den Einsatz von IT und Elektronik, welche die Automatisierung in Unternehmen weiter vorantrieb. Heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, steht die vierte industrielle Revolution unter dem Namen Industrie 4.0 bevor.
INDUSTRIE 4.0 – DIE INTELLIGENTE FABRIK
Im Mittelpunkt des Industrie 4.0-Ansatzes steht die intelligente Fabrik, auch Smart Factory genannt. Kerngedanke der Smart Factory ist die Entwicklung und Implementierung von sich selbststeuernden Prozessen und Kommunikation zwischen Mensch, Maschine und Produkt basierend auf neuen Technologien (smarte Objekte und Maschinen). Mit der Einführung dieses Ansatzes vollzieht sich ein Wandel von einer zentralen Fabriksteuerung hin zu einer dezentralen Steuerung. D.h. Warenflüsse und Prozessabläufe werden künftig nicht mehr zentral von einer Stelle (Mensch) geplant, überwacht und gesteuert. Stattdessen sagt das zu verarbeitende Produkt (Smart Objects) der verarbeitenden Maschinen wie es bearbeitet werden muss, um zum Endprodukt (Smart Product) geformt zu werden. Die Vision in der Industrie 4.0 ist, dass dieser Ansatz nicht nur einen Firma bzw. einen Produktionsstandort beschränkt ist, sondern auch die Lieferanten und Kunden mit einbezieht.
DAS SMART FACTORY-HAUS ALS BASIS DER INDUSTRIE 4.0
Dem Industrie 4.0-Ansatz liegt der Kerngedanke der Smart Factory zu Grunde. Dieser Ansatz kann in einem Smart Factory-Haus dargestellt werden. Diesem dienen die Ansätze des Internet der Dinge sowie des Internet der Dienste als Basis. Darauf bauen folgende Konzepte als Säulen des Smart Factory-Haus auf (Quelle: vgl. „Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik – Hrsg.: Bauernhansl, ten Hompel, Vogel-Heuser)
- Smart Mobility
- Smart Buildings
- Smart Grids
- Smart Logistic
- Smart Product
Dabei besteht die Smart Factory aus Cyper-Physical Systemen, die miteinander selbstorganisiert interagieren. So sagt der Rohling der Maschine wie er verarbeitet werden möchte. Die Förder– und Lagersysteme verhandeln untereinander, wer freie Kapazität hat. Des Weiteren ermöglicht die Verarbeitung von „Big Data" in „Smart Data" einen proaktiven, kontinuierlichen Verbesserungsprozess im gesamten Unternehmen.
INDUSTRIE 4.0 – CHANCEN UND RISIKEN IM ÜBERBLICK
Die Idee der Industrie 4.0 wird aktuell von Befürwortern und Kritikern je nach Perspektive unterschiedlich bewertet.
Die größten Herausforderungen bzw. Risiken sehen Kritiker derzeit in der Daten– bzw. Betriebssicherheit. Die Entwicklung einer übergreifenden, sicheren Industrie 4.0-Sprache ist eine der wesentlichen Hürden, die es in nächsten Monaten (oder Jahren) zu nehmen gilt. Des Weiteren spielt in diesem Zusammenhang eine sichere Rechtsbasis als Grundlage des unternehmerischen Handelns ebenso eine bedeutende Rolle.
Industrie 4.0 ist ein Ansatz, der mit enormen Investitionen und Entwicklungsaufwänden verbunden ist. Daher schrecken aktuell viele – v.a. mittelständische – Unternehmen noch vor konkreten Schritten zur Entwicklung von Industrie 4.0-Ideen zurück.
Ein eher „weicher" Kritikpunkt sind die noch nicht abzuschätzenden Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, v.a. im Bereich der Produktion und Logistik. Während Kritiker hier einen immensen Stellenabbau befürchten, führen Befürworter die Aufwertung von Arbeitsplätzen sowie die Erleichterung von Arbeiten als maßgebliche Vorteile für die Belegschaft an.
Ebenfalls als große Chance wird die erhöhte Flexibilisierung der Fertigung und Logistik betrachtet, die gerade im internationalen Kontext der deutschen Industrie einen Wettbewerbsvorteil einbringen oder zumindest die Wettbewerbsfähigkeit sichern kann. Dass damit auch eine verbundene Entwicklung von innovativen und völlig neuen Geschäfts– und Servicemodellen verbunden wird, ist selbsterklärend.